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Fahrt in die italienische Partnerstadt
Partnerschaftsverein geniesst Gastfreundschaft im sonnigen Dueville
Bericht: Margit Röder
Bilder: Röder
Am Anfang der Sommerferien fuhren knapp 40 Schorndorfer aller
Altersklassen bei kühlem Regenwetter unter der bewährten Leitung von
Riccardo Cherchi mit dem Bus Richtung Süden. Sogar drei Freunde aus unserer
englischen Partnerstadt Bury waren schon zum dritten Mal dabei. Leider war
auch die Pause in Bozen verregnet, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch.
Und pünktlich zur Ankunft in Dueville zeigte sich dann auch die Sonne. Bei
der Begrüßung von den Gastgebern mit Ansprache von Lauro Brotto von der
Stadt gab es nur fröhliche Gesichter. |
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Das anspruchsvolle Programm begann schon zeitig am nächsten Morgen um
rechtzeitig die Villa Pisani, die größte der Palladio Villen am Fluss Brenta,
zu erreichen. Zwischen 1720 und 1760 wurde sie von einer venezianischen
Familie errichtet, um die Wahl eines Familienmitgliedes zum Dogen zu feiern.
Besonders schön ist das Deckenfresko des Ballsaales von Tiepolo. In einem
der 114 Zimmer trafen sich 1934 Hitler und Mussolini. Napoleon Bonaparte
ließ sich ein Zimmer im Empirestil einrichten, mit Badezimmer. Allerdings
verbrachte er hier nur eine Nacht. Im weitläufigen Park gibt es auch ein
Labyrinth und Stallungen, die selber wie ein Palast aussehen. |
Im Anschluss ging es per Schiff weiter auf der Brenta. Im 15.
Jahrhundert, als das Gebiet von Venezianern erobert wurde, erwarben
Patrizier, die vom wirtschaftlichen Niedergang der Serenissima betroffen
waren, hier Besitzungen um von der Landwirtschaft zu leben. Das brachte
zwar nicht die gleichen Erträge wie der Handel und die Schifffahrt, aber
es war weniger riskant. Zwei Schleusen weiter musste unser Schiff, die „Burchiello
‘“, auf halber Strecke, leider die Fahrt wegen des hohen Wasserstandes
im Kanal vorzeitig beenden. |
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Mit dem Bus ging es weiter zur Villa Widmann. Im eleganten Eingang wird
man von einer riesigen bunten Lampe aus Muranoglas begrüßt. Sie wurde im 18.
Jahrhundert von der Familie Serimann erbaut, eine venezianische Adelsfamilie
persischer Herkunft. Die österreichische Familie Widmann erwarb diesen
Sommersitz noch im selben Jahrhundert und schmückte ihn im Rokokostil mit
Fresken und dementsprechenden Mobiliar. Einer der Bewohner war Igor Strawinsky. |
Nach dem Mittagessen, von den Dueviller Freunden wie immer köstlich zubereitet, wurde als dritte wurde die berühmte Villa Foscari
besichtigt, besser bekannt als Villa Malcontenta. Zahllose Darstellungen
der Mythologie bereichern hier in Ausmalungen und Scheinarchitektur die Räume. Als
krönenden Abschluss fuhren wir mit dem Schiff durch die Lagune nach Venedig.
Den Markusplatz und den Dogenpalast haben wir vom Wasser aus gesehen - ein
ganz besonderer und ungewöhnlicher Anblick von Venedig, wie ihn nur wenige
kennen.
Nach der Rückfahrt mit dem Bus gab es schließlich in Dueville noch ein
gemeinsames Abendessen mit den italienischen Freunden im Lokal „da Carli“.
Alles schmeckte einfach köstlich. |
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Am Samstag fuhr die Gruppe nach Posagno zum Museum von Antonio Canova (1757
– 1822). Bei der Führung haben wir sehr viel über einen der bedeutendsten
Künstler Europas erfahren, vor allem wie er seine Figuren hergestellt hat.
Im Gegensatz zu Michelangelo, der seine Werke direkt in Stein geschaffen
hat, erstellte Canova erst Tonmodelle. Diese wurden dann in Gips abgegossen
und feinbearbeitet. So konnte der Auftraggeber rasch (nach wenigen Monaten)
das Werk sehen, und nach Einarbeitung von Änderungswünschen formten
Mitarbeiter von Canova die Gipsstatue in Stein nach, was dann teilweise
mehrere Jahre in Anspruch. Man könnte sagen, er hat die „Massenproduktion“
eingeführt. In der „Gipsotheka“ steht zum Beispiel das Gipsmodell einer
Büste von Napoleon, aber auch überlebensgroße Figuren aus der Antike. Im
Wohnteil des Museums hängen auch wunderschöne filigran gemalte Bilder mit
Temperafarbe im Rokokostil. Ein paar hundert Meter weiter auf einem
Bergplateau mit sagenhafter Aussicht hat der Künstler einen runden Tempel
mit griechischen Säulen errichten lassen, indem er beerdigt wurde. |
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Weiter ging es zum Altopiano di Asiago. Über etliche Serpentinen fuhr der
Bus auf die Hochebene mit Häusern wie in den österreichischen Alpen,
grandiosen Ausblicken in die Tiefebene inklusive. Die Freunde aus Dueville
hatten in Roana ein Menue unter großen Sonnenschirmen vorbereitet. Frisch
gestärkt informierte sich die Gruppe über die deutsche Sprachinsel der
Zimbern, die vor ca. 1000 Jahren aus dem Schwabenland dorthin ausgewandert
waren. Vorsitzender Giuliano Bettanin glaubt, dass deshalb das gegenseitige
Verständnis zwischen Dueville und Schorndorf so groß ist. Damals waren die
Zimbern Selbstversorger. Sie hatten Wald und Landwirtschaft und haben mit
den Menschen im Tal Handel betrieben. Heute ist es eher umgekehrt, sie
arbeiten im Tal, zum Beispiel in der Industrie. Auch das Wasser, von dem
Dueville profitiert, kommt von hier. Es versickert in den Kalkböden. In
unserer Partnerstadt hat deshalb jedes Haus einen eigenen Brunnen. Das
Wasser wird regelmäßig kontrolliert und bis nach Padua weiterverkauft. |
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Weiter ging es zum Caseificio Pennar (Käserei). Dort werden über zweihundert
Käsesorten hergestellt. Erst kürzlich bekam sie für eine bestimmte Käsesorte
einen Preis aus Bayern. In Asiago gibt es 25 solcher Käsereien. Grano Padano
wird nur in Norditalien in über 300 Käsereien hergestellt. Bei der
Besichtigung wurde die Käseherstellung erklärt und es konnte probiert
werden. Im dortigen Käseladen konnte man sich für zuhause oder die Gastgeber
mit Käse eindeckten. Am Abend schließlich wurden wir gemeinsam mit unseren
Gastgebern bei der traditionellen Pizzaparty mit allen möglichen Pizzasorten
verwöhnt, wobei Bier, Wein, Eis und zum Abschluss Espresso und Limoncello
nicht fehlen durften. Reinhard Jochem spielte zur Unterhaltung sogar einige
Stücke aus seinem Saxophon als Begleitung des Keybordspielers aus Dueville.
Riccardo Cherchi und Thomas Röder, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins,
bedankten sich bei Giuliano Bettanin für das großartige Programm und die
genossene Gastfreundschaft, und überreichten fünf verschiedene Bierfässer
als Dank. |
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Am Sonntag war Zeit zum Austausch mit den Gastfamilien, abends trafen sich
die meisten Teilnehmer dann nochmal auf dem traditionellen Sankt Anna Fest
zum Essen. Davor bot sich ein Besuch der Kunstausstellung Metamorfosi ganz
in der Nähe an. Künstler aus Schorndorf und Dueville stellen dort noch bis
Mitte August verschiedenste Kunstgegenstände aus. Auf der Heimfahrt konnte dank des frühen Aufbruchs endlich einmal die für
seine sehenswerten Fresken berühmte Kirche in Brixen besichtigt werden. Es
war nochmal Gelegenheit italienisch (tirolerisch) zu essen und letzte
Einkäufe zu tätigen.
Nach übereinstimmender Meinung aller Teilnehmer war dies wieder einmal eine
gelungene Reise des Partnerschaftsvereins, zum Knüpfen von neuen Kontakten
und um Freunde wieder zu treffen. |
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